Die Freiwillige Feuerwehr Pressath blickt inzwischen auf eine über 150-jährige Historie zurück. Gerade in den früheren Zeiten wurden die Menschen des Öfteren mit den Schrecken eines Brandes konfrontiert. Die Bauweise der Häuser und Scheunen, sowie die Enge der Wohnviertel mit der offenen Flamme im häuslichen Herd bildeten eine ständige Feuersgefahr. So blieb der Markt Pressath auch in den früheren Jahrhunderten von Feuersbrünsten nicht verschont.
Im Jahre 1415 wurde der Markt beim Einrücken der Tussiten niedergebrannt und geplündert. 1633 brandschatzten die Schweden den Markt (175 Häuser und 82 Städel wurden niedergebrannt). Weitere Großbrände gab es in den Jahren 1693, 1759, 1781 und 1782.
Zwangsläufig blieb es nicht aus, daß in den Städten und
Märkten durch den damaligen Magistrat besondere Feuerbestimmungen erlassen wurden. Man stellte außerordentliche Wachen auf, wenn sich mehrere Menschen zu bestimmten Anlässen im Markt versammelten (Kirchweih, Ostern usw.), um einer Feuersgefahr zuvorzukommen.
Ansonsten war nur der Kirchturm zur Beobachtung der Umgebung bei Tag und Nacht mit einem Mann (Turmer) besetzt. Bei Ausbruch eines Feuers gab der Turmer Alarm durch Läuten der Glocken, oder er bließ vom Kirchturm aus mit der Trompete ein bestimmtes Signal in die 4 Himmelsrichtungen.
Die Brände wurden seinerzeit in Zusammenarbeit der gesamten Bürgerschaft mit Wassereimerketten und Feuerpatschen bekämpft. Als dann im 19. Jahrhundert die mechanischen Feuerlöschspritzen und Schubleitern zum Löschen der Brände eingesetzt wurden (der Markt Pressath hatte bereits 1809 eine Feuerlöschmaschine), mußten für den Transport der fahrbaren Feuerlöschmaschine zur Brandstelle Pferde als Vorspann von Bürgern, welche Pferdefuhrwerke besaßen, gestellt werden. Für den Fall, daß es auswärts brannte, mussten ständig 2 Pferde in Bereitschaft sein. Es wurde
ein Verzeichnis der Pferde und Pferdehalter angelegt, aus dem zu ersehen war, welche Pferde für den Einsatz bereit stehen mußten. Wer eine Brandfuhre gemacht hatte, war so lange freigestellt, bis auch die anderen Pferde ihren Dienst getan hatten. Die Brandfuhren wurden aus der Gemeindekasse bezahlt.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden laut Feuerordnung durch den Magistrat des Marktes Pressath Männer bestimmt, die im Brandfalle für den reibungslosen Ablauf der Brandbekämpfung verantwortlich waren. Bereits im Jahre 1795 mußte nachweislich für die vom
Magistrat angeschafften Gerätschaften im Gewölbe des damaligen Rathauses ein separater Raum zur Unterbringung hergerichtet werden.
Dort waren untergebracht:
– 3 große Wasserkuffen (Fässer)
– 9 Eimer
– 7 kleine Kuffen, darunter 4 mit einem Reifen
– 8 große und mittlere Feuerleitern
– eiserne Feuerhaken und Stangen.
Laut Kammerrechnung des Marktes Pressath von 1807 wurde am Kirchturm (heutige Ölbergkapelle) ein „Feuerhäusl“ angebaut. Dies war das erste urkundlich erwähnte Gerätehaus des Marktes. In diesem wurden die vorhandenen Gerätschaften gelagert.
Wie in fast allen Gemeinden, so bestand auch in unserer Heimatstadt schon im Jahre 1852 ein loser Zusammenschluß von pflichtbewußten Bürgern, die sich in der damaligen „Turnfeuerwehr“ zusammenfanden. Die erste urkundlich nachweisbare Anschaffung geht auf das Jahr 1852 zurück. Durch die Gemeinde und durch Spenden der Bürger wurde eine Druckspritze für Bespannung“ gekauft, die zum größten Teil bei Bränden in der Gemeinde benutzt wurde. Im Jahr 1865 wurde eine zweite Druckspritze erworben. Die Jahre danach wurden genutzt um in der Turnfeuerwehr durch Übungen den Einsatz im Ernstfall zu proben. Als der Zulauf immer größer wurde, beschlossen am 29. Juni 1871 mehrere Bürger, offiziell eine „Freiwillige Feuerwehr Pressath“ zu gründen.
Gründungsgeschichte laut Protokoll:
Die Feuerwehr Pressath (früher Turnfeuerwehr), Bezirk Eschenbach, wurde am 29. 6. 1871 gegründet in Pressath.
Am 29. Juni 1871 kamen mehrere Bürger sowie Bürgersöhne in der Wirtschaft des Herrn Plößner (Vulgo-Kerngirgl) zusammen, wo sie eine Feuerwehr gründeten. Als erster Kommandant wurde Herr Stadtschreiber Angerer gewählt, welcher die größten Verdienste der Feuerwehr hatte. 25 Herren übten sich im Exerzieren und es wurden Steig- und Turngeräte im Schulgarten errichtet, wo sie bald in der schönsten Blüte stand. Ein Steigbaum mit ziemlicher Höhe wurde sogar nachts von einem Bauern geholt, welcher ihn gestiftet hatte. Auch wurde bald der Wunsch laut, es soll eine Fahne angeschafft werden als Sinnbild der festen Zusammenhaltigkeit. Mehrere Jungfrauen nahmen eine freiwillige Sammlung vor, wo sie so viel Geld zusammenbrachten, daß eine Löschmaschine gekauft werden konnte, welche die Feuerwehr noch im Jahr 1871 erhielt. Zwei Herren.
nämlich Franz Josef und Karl Lins, welche beide Tuchmacher waren, lieferten die Fahne, welche heute noch unsern Korps vorangetragen wird, um den Preis von 25 Gulden. Die Fahnenweihe fand im Jahre 1875 statt, wo die Turnfeuerwehr Weiden als Pate beigestanden ist.
Gründungsmitglieder der Feuerwehr Pressath waren:
– Georg Bauer, Metzgermeister
– Jasef Plößner, Kaufmann
– Baptist Gmehling, Sattler
– Georg Schwärzer, Bäcker
– Johann Kellbert, Saibent
– Georg Keilbert, Musiker
– Thomas Haustein, Schreiner
– Georg Girisch, Bäcker
– Johann Girisch, Bäcker
Noch im Jahr der Gründung der FFW Pressath wurde von der Firma Braun in Nürnberg eine Saug- und Druckspritze gekauft. Kurz nach der Gründung der Feuerwehr Pressath wurde die im Jahre 1865 angeschaffte Spritze wieder verkauft. Am 20. August 1871 wurde eine Saugspritze angeschafft und am 3. September 1882 wurde eine Druckspritze erworben.
1875 entschloß man sich für die Aufbewahrung der drei Spritzen und den anderen umfangreichen Gerätschaften sowie der Enge und Baufälligkeit des bestehenden
„Feuerhäusls“, ein Feuerwehrgerätehaus an der
Erbendorfer Straße zu errichten. (Vor dem Anwesen Michael Kneidl) In der darauffolgenden Zeit bis kurz nach der Jahrhundertwende wurde die Feuerwehr Pressath mit neuen Uniformen (Stückpreis 15 Reichsmark) und Messinghelmen (Stückpreis 6,50 Reichsmark) ausgerüstet.
Am 15. Mai 1909 konnte noch ein Hydrantenwagen, eine Anstelleiter mit Kugelgelenken und ein Leitertransportwagen angeschafft werden, Diesen Investitionen folgte am 13. September 1914 der Ankauf einer mechanischen Schubleiter.
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges am 2. August 1914 mußten 52 aktive Feuerwehrmänner aus Pressath an die Front, um das Vaterland zu verteidigen. Sechs Feuerwehrkameraden war es nicht mehr vergönnt, die Heimat wieder zu sehen: sie mußten in Feindesland ihr Leben lassen. Außerdem hatte die Feuerwehr Pressath vier Schwerverletzte und 39 Leichtverletzte zu beklagen. Nach Kriegsende bis zum Anfang der zwanziger Jähre wurde die Feuerwehr Pressath durch das unermüdlicheSchaffen des Kommandanten und späteren Kreisbran-dinspektors (1913- 1938) Ludwig Schleicher und dergesamten Vorstandschaft wieder neu aufgebaut.
Im Jahre 1926 wurde an das bestehende Gerätehausan der Erbendorter Straße ein Schlauchturm zumTrocknen der Schläuche angebaut. Die Kosten betrugen damals 500, – Reichsmark. Zu erwahnen wäre noch, daß ab Mitte der zwanziger Jahre bis 1933 die Musikkapelle unter Anderas Weis (It.Protokoll) zur Feuerwehrkapelle Pressath bestimmt wurde. Die Kapelle mußte sich verpflichten, bei der Übung die musikalische Umrahmung zu übernehmen. Als Hornist wurde Georg Benkhardt bestimmt.Fernerwurde in der damaligen Versammlung beschlossen,jedes Jahr einen Feuerwehrball abzuhalten.
Nach der Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 wurde am 12. März 1933 in einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen, die Wehr in zwei Kompanien umzuorganisieren. Laut Protokoll wurde am 27. März 1938 vom Generalappell (Generalversammlung) beschlossen, daß in Zukunft vor jeder Übung ein Trompetensignal vom Kirchturm geblasen und die Feuerwehrfahne am Rathaus ausgehängt wird. Die aus den Jahren 1871 und 1882 stammenden Saug- und Druckspritzen wurden 1943 durch den damaligen Kommandanten Franz Goerz ausgesondert und erstmals in der Vereinsgeschichte durch zwei Motorspritzen ersetzt.
Der Großbrand im Baumgarten im Jahr 1949 war der Anlaß, daß sich die aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekommenen Feuerwehrmänner wieder trafen um die Wehr neu aufzubauen. Schon am 30. Juli 1949 und am 22. Juni 1950 fanden wieder große Feuerwehrfeste statt. Im Jahr 1950 wurden die aus US-Armeebestanden überlassenen Fahrzeuge (Dodge) zwei Mannschaftstransportwagen mit Anhänger für die Motorspritzen, durch freiwillige Helfer der Wehr zusammengebaut und am 5. Februar 1950 nach der Weihe durch Stadtpfarrer Schinner der Wehr übergeben. Da das alte Feuerwehrhaus an der Erbendorfer Straße nicht mehr den Anforderungen entsprach, wurde 1953 unter dem Kommandanten Gustav Treffert das neue Feuerwehrgerätehaus gebaut und am 12. Juli 1953 seiner Bestimmung übergeben.
Am 04.12.1957 wurde durch die Stadt das erste moderne Löschfahrzeug (Taunus) angekauft. Unter der vorzüglichen Führung der Wehr durch Vorsitzenden Georg Dilling konnte 1967 ein neues Tanklöschfahrzeug erworben werden. Am 10. Januar 1970 fand die Weihe der neu angeschafften Fahne statt. (Die Feuerwehrfahne aus dem Jahre 1887 wird nun im Pressather Heimatmuseum aufbewahrt). Vom 24. bis 26. Juli 1971 fand das 100jährige Gründungsfest der FFW Pressath unter der Führung von Vorsitzenden Georg Dilling statt. Das Fest war damals ein großer Erfolg für die gesamte Wehr.
Um den Anforderungen im neu geregelten Feuerlösch-, Katastrophen- und Rettungswesen gerecht zu werden. wurden unter dem Kommandanten Werner Höfer und Vorsitzenden Hermann Schwärzer 1978 ein zusätzliches neues Löschfahrzeug mit modernster Ausrüstung der Feuerwehr zur Verfügung gestellt.
In den folgenden Jahren wurden weitere Kraftfahrzeuge und Geräte angeschafft:
1979 – Ankauf eines Löschgruppenfahrzeuges; Hersteller Mercedes – Aufbau Fa. Bachert.
1985 – Erwerb eines Mehrzweckfahrzeuges; Hersteller Mercedes – Ausrüstung durch Firma Ziegler.
1988 – Ankauf eines Rettungsspreizers mit Schere durch die Stadt Pressath.
1989 – Umbau eines Tragkraftspritzenhängers zum Einsatz für die Beseitigung von Ölspuren usw.
Am 23.10.1984 fand ein Fachstellengespräch mit H. Perrey, Leiter des Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz, Bürgermeister Anton Gareis, Vorstand, Kommandant und KBM statt. Bei der Besichtigung des Feuerwehrgerätehauses wurden gravierende Verstöße gegen die Unfallverhütungsvorschriften festgestellt, weshalb die Planungen zum Bau des aktuellen Gerätehauses in der Grafenwöhrer Straße angestoßen wurden. Die Grundstückverhandlungen zogen sich über 3 Jahre, bis schließlich am 15.09.87 Pläne für das neue Feuerwehrgerätehaus durch den Architekten Pleier im Stadtrat vorgelegt werden. Kosten ca. 2,4 Mill. DM. Das neue Feuerwehrhaus soll u.a. einen Schutzraum für 190 Personen im Keller aufweisen. Als Termin für den Baubeginn wird von Stadt das Frühjahr 1989 bekannt gegeben. Im März desselben Jahres erfolgte der Spatenstich. 1991 wurde die Eröffnung des neuen Gerätehauses zusammen mit dem 120-jährigen Bestehen der Wehr in einem dreitätigen Fest gefeiert.
Das Jahr 1993 blieb besonders aufgrund zweier Großbrände in Erinnerung, die sich innerhalb weniger Wochen ereigneten. Zuerst entstand in der Nacht vom 17. April 1993 ein Feuer in einer Lagerhalle des Pressather Sägewerks Wolfram. Das Feuer war so immens, dass der Brand erst vier Stunden nach Ausbruch unter Kontrolle gebracht werden konnte. Nur zwei Wochen später am 30. April 1993 brannte es im Waldgebiet Moos entlang des Bahndamms. Ein Militärzug hatte beim Bremsen wohl einen Funkenflug verursacht, welcher das umliegende Gestrüpp entzündete. In kurzer Zeit standen mehrere Hektar Wald in Flammen. Die Schwierigkeit dieses Großeinsatzes stellte zum einen die fehlende Löschwasserversorgung dar und zum anderen ein stark böiger Ostwind, welcher bereits gelöschte Gebiete immer wieder neu entfachte. Unter Hilfe eingesetzter Güllefässer mit Löschwasser konnte der Brand nach langen Anstrengungen doch noch unter Kontrolle gebracht werden.